Bergwanderung Niederrickenbach - Musenalp

Wanderbericht

Bergwanderung Niederrickenbach - Musenalp "Morgenkonzert der Bergvögel"
- Kälteloch, Eis am Brisen, Rauwacke
- Älteste Alphütte in Nidwalden
Uns erwartet nach den letzten Regentagen ein kalter Sonnentag. Morgens um fünf Uhr ertönt in der Dämmerung der Hausrotschwanz, weiter weg ein Waldkauz, später die Kohlmeise und die Ringeltaube. Erste Sonnenstrahlen färben die hohen Berggipfel sanft rot, dann goldgelb.
Und da unerwartet: Im hohen Frühlingsgras versteckt sich eine Wachtel. Ihre kräftigen «pick per-wick» Töne lösen bei uns Staunen aus. Das kleinste Huhn Europas, gross wie ein Star, auf dem Rückflug aus der Südsahara, ist hier auf über 1000 Metern unterwegs. Ein seltenes Ereignis.
Weiter oben beobachten wir Bluthänflinge, wie sie einander am Boden verfolgen, gut sichtbar bei kargem Graswuchs, alles noch im Schatten. Talseitig versteckt sich im Gebüsch der kleine Zaunkönig.
Und dann imponieren die Baumpieper. Das Männchen fliegt von einem Baum steil in die Luft, startet zuoberst mit seinem Gesang und lässt sich fallschirmartig abwärtsgleiten. Das wird das Weibchen sicher beeindrucken.
Bei der Bärenfalle wärmt uns die Sonne und vor uns, auf einer Tannenspitze, gwagglet der Kuckuck mit seinem Schwanz und singt aus voller Kehle unablässig sein Guggu.
Auf der Unteren Musenalp tummelt sich ein Ringeldrosselpaar durch die Krokuswiese. Das Männchen ist schwarz gekleidet mit weissem Brustschild, das Weibchen eher braun, mit unauffälligem Brustlatz.
In der Schräne, dem Kälteloch, liegt dieses Jahr wegen der Nordwestwindlagen weniger Schnee. Bei Südwestwindlagen wäre das Loch voll. Verwundert staunen wir über die eingravierten Jahreszahlen der Familie Barmettler, die hier schon in der 5. Generation alpet.
Vorbei an Tannen mit Tannenbartflechten erreichen wir bald den Gipfelgrat im Krokuskleid. Durchlöcherte Steine, leicht gelb, sogenannte Rauwacke, erinnern ans Urmeer, wo diese am Rand austrockneten und der Gips aus den Löchern fiel, ca. 230 Mio. Jahre alt, während der Alpenfaltung hochgepurzelt, Teil der penninischen Decke. Zeit für die bekannten Bratkäseschnitten im Alpbeizli.
Ein Schwarzes passt dann zur Morschfeldhütte, ein lugger Kaffee mit etwas Giggs, gezuckert. Die unter Schutz gestellte Hütte, gebaut 1671, imponiert mit ihrem Schindeldach. Peter Käslin erzählt uns aus seinem Erfahrungsschatz, wo für Schindeln noch geeignete Tannen stehen, worauf vor dem Fällen zu achten ist, wie sich die Schindeln, nass oder trocken, verformen… Die dunkel verrauchte Sennhütte mit offener Feuerstelle, der Milchkeller, der Kuhstall, die Plumps-Klo, die Daschtere unter dem Dach erinnern an alte Zeiten, an eine einfache Lebensweise. Dank dem Verein Acta Morschfeld erhalten wir einen Blick ins Alpleben vor 500 Jahren.
Erstaunlich, wie überall im Brisen-Klewengebiet beim Bauen Eis zum Vorschein kommt. Das 1.9 Grad kalte Quellwasser ist Zeuge davon.
Bärti Odermatt, Tourenleiter
Valentin Bütler, Ornithologe
Vogelliste (gesehen und/oder gehört)
- Alpendohle
- Amsel
- Bachstelze
- Baumpieper
- Birkhahn
- Bluthänfling
- Gimpel
- Girlitz
- Haubenmeise
- Hausrotschwanz
- Kohlmeise
- Kuckuck
- Mauersegler
- Misteldrossel
- Rabenkrähe
- Ringdrossel
- Ringeltaube
- Rotkelchen
- Rotmilan
- Singdrossel
- Sommergoldhähnchen
- Stieglitz
- Tannenhäher
- Tannenmeise
- Wachtel
- Waldkauz
- Wintergoldhähnchen
- Zaunkönig
- Zilpzalp
- Zitronenzeisig